Stimmen aus dem Süden

Unser Nachbarkontinent Afrika

Bevölkerung 2023: ca. 1,3 Milliarden Personen in 55 Staaten, ca. 30 Mio. qkm; Europa: 513,5 Mio. Personen, 10 Mio. qkm.
Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Welt, ein Kontinent der Vielfalt in Bezug auf Kultur, Geschichte, Bevölkerung, politische Systeme, Religion, Natur, mit Tausenden verschiedenen Sprachen, und  … die Wiege der Menschheit. Alte Hochkulturen, Handelswege über Tausende km, z.B. von West- nach Ostafrika, Einflüsse aus der arabischen, indischen, europäischen Welt und die Beziehungen zu China prägen Afrika. Afrikakarte

Viele sagen, es ist der Kontinent der Zukunft: eine sehr junge dynamische Bevölkerung, Kreativität, täglich neue Erfindungen, sehr viel Humanität, soziales Zusammenleben und Würde: „Ich bin ich nur durch dich.“
Afrika ist der reichste Kontinent der Welt, aber davon profitieren die afrikanischen Länder kaum. Es interessieren sich zu viele Unternehmen und Staaten außerhalb Afrikas für die Bodenschätze des Kontinents. Dazu mehr auf unserem Blog zum Nachbarkontinent Afrika.

In vielen Ländern gibt es Konflikte, oft bedingt durch den „Wettlauf um Afrika – Scramble for Africa“. Afrika hat viele Facetten, z.B. Jahrtausenden Migration innerhalb der 55 Staaten oder in Nachbarregionen. Nur ein geringer Anteil wandert auf andere Kontinente aus.

Dieses Webportal zeigt, warum heute Menschen auswandern oder flüchten, wohin sie migrieren und welche Konsequenzen dies für die Menschen, die Herkunfts- und Zielländer hat.
Die Projekte von Imbuto zeigen Gründe für Migration auf und das Ankommen in einer neuen Welt …

L’interculturalité – une opportunité pour mieux vivre ensemble au Maroc | Rapport de mission

Rapport de mission sur l’opportunité d’un Projet sur la Promotion de l’Interculturalité entre diverses Communautés vivant au Maroc.
Imbuto e.V./ H. Schürings, Rabat- Maroc – Allemagne 2017 26 p.

Nach dem Seminar, das wir im Mai 2017 durchgeführt haben, vereinbaren Emmanuel Mbolela und Imbuto e. V. ein gemeinsames Projekt der Förderung von Geflüchteten aus Afrika südlich der Sahara in Marokko.
Im Juli 2017 wird eine Mission vor Ort in Rabat, der Hauptstadt Marokkos durchgeführt.

Die Einleitung in Französisch, voici l’introduction … A la demande de l’Association des Réfugié(e)s et Communautés migrantes –ARCOM, ayant son siège au Maroc, une mission sur la question d’opportunité et de précision d’un projet de renforcement des capacités dans le domaine de renforcement été réalisée du 17au 25 Juillet 2017à Rabat, Maroc….

A la demande de l’Association des Réfugié(e)s et Communautés migrantes –ARCOM, ayant son siège au Maroc, une mission sur la question d’opportunité et de précision d’un projet de renforcement des capacités dans le domaine de renforcement été réalisée du 17 au 25 Juillet 2017à Rabat, Maroc. Durant cette mission, la consultante, membre de l’Association Imbuto asbl Allemagne, a eu des entretiens avec des membres de l’ARCOM, la Plateforme des Associations des Migrants – ASCOMS, l’Association d’Appui aux Migrants Mineurs–AAMM, des rendez-vous avec une vingtaine de femmes et filles étant récemment arrivées au Maroc et hébergées durant trois mois par ARCOM, et avec des jeunes surtout mineurs, vivant depuis parfois plusieurs années au Maroc.
De plus, des rendez-vous ont été réalisés avec l’UNHCR sur sa politique, ses domaines d’actions et la situation actuelle des réfugiés et demandeurs d’asile au Maroc,la Fondation Orient Occident-FOO sur ses activités par rapport à l’accueil et l’assistance des refugié(e)s et migrant-e-s, avec la Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit -GIZ par rapport à leurs projets sur la migration et l’asile, et l’ONG «Groupe antiraciste d’accompagnement des étrangers et migrants – GADEM» par rapport à leurs objectifs et réalisations. Cette étude donne un aperçu sur la situation au Maroc, spécifiquement des questions de migration et d’asile des personnes venant du Sud du Sahara. Et pour mieux comprendre le contexte et l’histoire du Royaume du Maroc par rapport à la migration, ses expériences dans ce domaine seront succinctement présentées.

Par la suite seront développés succinctement les axes suivants :

  • Le Maroc sous l’angle: pays d’émigration, de transit, de destination et d’accueil;
  • La situation des réfugiés et migrant-e-s des pays subsahariens au Maroc ;
  • La stratégie du Maroc par rapport à la migration et l’asile ;
  • L’opportunité d’un Projet: Renforcement des capacités par rapport à l’interculturalité et une proposition de mise en œuvre d’un tel projet.

Nos remerciements vont à tous les interlocuteurs, interlocutrices et institutions qui nous ont chaleureusement accueillies et ont fourni des données précieuses pour pouvoir mieux comprendre la situation actuelle, les changements survenus durant les dernières années, les acquis et les grands défis dans le domaine de la migration. Cette mission a été organisée au Maroc par le Président Raoul Mvita et le Directeur des Projets Emmanuel Mbolela de l’ARCOM. Qu’ils reçoivent ici l’expression de notre profonde gratitude.

L’ARCOM est une association qui a pour objectif principale la défense des droits et libertés des réfugiés et migrants en provenance de l’Afrique subsaharienne au Maroc. Elle lutte pour la liberté de circulation et d’établissement pour tous et partout. …

Gesprächsreihe: Blicke aus dem Süden – Warum das Heimatland in Afrika verlassen?

November/ Dezember 2017 Hirschgraben Marburg
Imbuto e.V. & Colloquium e.V.

Auch 2021 wird das Thema „Flüchtlinge in und aus Afrika“ in vielen Medien diskutiert. In Europa wird häufig nur die Frage gestellt, wie kann verhindert werden, dass sich Menschen auf den Weg nach Europa machen. Mit großen Programmen der Europäischen Union sollen die Fluchtursachen bekämpft werden. Aber bisher werden eher die Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind, kriminalisiert und die Rettung von Menschenleben im Mittelmeer verhindert.
Bilder von Sterbenden im Mittelmeer und unmenschliche Bedingungen in Flüchtlingslagern in Libyen, Italien und Griechenland machen fassungslos. Um Migration zu verhindern, werden Zäune um Europa gezogen und die Grenzen nach Afrika ausgelagert.
Aus afrikanischer Sicht schwächt diese Abschottung u.a. die Wirtschaft der Länder, da Wanderarbeiter*innen keine Freizügigkeit mehr genießen und der Handel gehemmt wird – Migration und Handel, die seit Jahrhunderten stattfinden.

Was sind die Fluchtursachen? Warum verlassen Menschen ihre Heimat und machen sich auf der Suche nach einem besseren Leben auf gefährliche Wege? Was sind die politischen und wirtschaftlichen Strukturen in den Ländern? Was bedeutet die Emigration für die Herkunftsländer? Und was müsste sich verändern, um dort bessere Lebensbedingungen zu erreichen?
Dies wurde in drei Veranstaltungen für die Länder Äthiopien, Eritrea und Marokko diskutiert Einladung.


Gefährliche Wege in ein besseres Leben – das Beispiel Äthiopien

9.11.2007 Referent: Mesfin Mulugeta Woldegiorgis, Volkswirt,
Vortrag in Englisch, mit Übersetzung in Deutsch

Der Referent hat zwei Masterstudien in Äthiopien abgeschlossen, dort gelehrt und war in verschiedenen Projekten tätig. Er forscht in einer Bank in Frankfurt zur wirtschaftlichen Situation in 15 Ländern Afrikas. Er referierte zur geschichtlichen, wirtschaftlichen und politischen Situation in seinem Heimatland Äthiopien.



Migration in Marokko – zwischen Orient, Okzident und Afrika

23.11.2017, Referentin: Hildegard Schürings

Blaues Meer, Strände, gute Küche, Medinas, Musikfestivals, Atlas-Gebirge, Kunsthandwerk, Schmuck – und jährlich 10 Millionen Touristen. Ist das Königreich Marokko ein Traumland und ein sicheres Herkunftsland?
Marokko ist seit vielen Jahrhunderten ein Land der Aus- und Einwanderung zwischen den Kontinenten. Seit 1990 ist es auch Transitland und zunehmend Zielland für Migrantinnen und Migranten aus Afrika südlich der Sahara.
Gibt es eine Migrationspolitik in Marokko? Was bedeutet Emigration für die Herkunftsländer? Wie wirkt sich die Abschottung Europas auf die Länder des Maghreb aus?


Warum aus Eritrea am Horn von Afrika flüchten?

7.12.2017 Referent: Dr. Aklilu Ghirmai, Politikwissenschaftler

Eritrea, einst eine osmanische, dann ägyptische, ab 1890 italienische Kolonie und ab 1941 unter britischer Verwaltung, wurde 1961 von Äthiopien annektiert. Eritrea hat einen dreißigjährigen Befreiungskampf geführt, bis 1993 die Unabhängigkeit erreicht wurde. Heute gilt Eritrea als ein offenes Gefängnis. Der Regierung werden schwerwiegende Verletzungen der Menschenrechte, wie z.B. willkürliche Tötungen, Verhaftungen, Verschwinden lassen, Folter und Einschränkungen der Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit, vorgeworfen.
Seit vielen Jahren fliehen jeden Monat etwa 5.000 Personen aus Eritrea. Davon kamen 2015 insgesamt 8.800, hauptsächlich junge Männer nach Deutschland, die zu 100% als asylberechtigt anerkannt wurden. Diese Quote verringerte sich im 1. Halbjahr 2017 auf 77,3%. Hat sich etwas in Eritrea verbessert oder in Deutschland etwas verschlechtert?

Dr. A. Ghirmai ist wissenschaftlicher Berater sowie Sozial- und Flüchtlingsberater in der Eritreischen Katholischen Gemeinde, Frankfurt am Main.

Die gesamte Veranstaltung wurde in Deutsch und in Tigrinya durchgeführt.
Für das leibliche Wohl der Gäste gab es das Nationalgericht „Injera“.
Denn – so ein Teilnehmer: „Menschen, die zusammen essen, führen keinen Krieg gegeneinander.“
Es war ein intensiver Austausch zwischen zahlreichen Neuangekommenen aus Eritrea und in Deutschland geborenen Menschen.

Alle Abende der Gesprächsreihe „Blicke aus dem Süden“ waren sehr gut international besucht, mit viel Austausch, angereichert durch gutes Essen aus Äthiopien, Eritrea und Marokko.

Danke an alle Unterstützer*innen und das Restaurant Dromedar in Marburg.

Geflüchtet aus afrikanischen Ländern – gestrandet in Marokko

15. 05.2017, Frankfurt am Main
Kooperation: Lea-Bildungsgesellschaft: „Politische Verfolgung, Flucht & Asyl“ & Arbeitskreis Internationales der GEW Hessen (AKI) & Menschenrechtsorganisation Imbuto e.V.
Referenten: Emmanuel Mbolela, Dieter A. Behr, Moderation: H. Schürings

Ein „Buch des Widerstandes, des Aufstandes des Gewissens“ – so urteilt der Schweizer Soziologe Prof. Jean Ziegler über das von E. Mbolela 2014 veröffentlichte Buch „Mein Weg vom Kongo nach Europa, Zwischen Widerstand, Flucht und Exil“.
Emmanuel Mbolela diskutierte mit ca. 40 Teilnehmenden über seine Erfahrungen auf diesem mehrere tausend Kilometer langen Weg. Dabei ging es auch um die Diskussion über „sichere Herkunftsländer“ sowie um den Druck, der seitens der EU auf Staaten in Nord- und Westafrika ausgeübt wird.


Auf der Suche nach einem besseren Leben | Demokratische Republik Kongo – Marokko – Rwanda

12. – 14. Mai 2017 Seminar, Marburg
Imbuto e.V. & Fachschaft Friedens- und Konfliktforschung, Philipps-Universität Marburg & Zentrum für Konfliktforschung, Universität Marburg.

Vielen Menschen aus afrikanischen Ländern wird das Recht auf ein besseres Leben abgesprochen. Was sind die Gründe, dass Menschen ihre Heimat verlassen? Wie organisieren sie sich auf der Flucht? Wohin fliehen sie? Was ist mit denen, die z. B. nicht den Weg über das Mittelmeer schaffen und in Marokko stranden? Wie leben sie dort, wie gestalten sie ihre Welt? Wie wirken sich die Diskussion über „sichere“ Herkunftsländer und die Politik der Europäischen Union auf die Länder des Maghreb aus?

Und: Wie kann man nach massiven Gewalterfahrungen wie z. B. dem Krieg und Genozid 1994 in Rwanda zu Versöhnung kommen? Dies diskutierten wir mit Gesprächspartner*innen aus der Demokratischen Republik Kongo, Rwanda, Deutschland, Österreich und Äthiopien. Darüber haben wir uns intensiv an einem Wochenende ausgetauscht. Viele Teilnehmende haben Lebens- oder berufliche Erfahrungen auf dem afrikanischen Kontinent.

Referenten: Emmanuel Mbolela & Dieter A. Behr mit dem Buch: “Mein Weg vom Kongo (über Marokko) nach Europa”. 2002 flüchtete Mbolela als politisch Verfolgter aus der Demokratischen Republik Kongo. Quer durch die Sahara gelangte er nach Marokko, wo er den Verein Geflüchteter aus afrikanischen Ländern mitbegründet – ARCOM. Vier Jahre später erhält er Asyl in den Niederlanden. Heute unterstützt der Verein viele Menschen, die in Marokko gestrandet sind, z. B. durch Rasthäuser für geflüchtete Frauen und ihre Kinder. 
Das Projekt Rasthäuser für Frauen in Rabat – Marokko.

Jean de Dieu Basabose: „Ubupfura“ – Rwanda 1990-2017: „Wege der Versöhnung“, Direktor des Vereins: „Shalom Educating for Peace“, Rwanda. Er hat den Krieg und Genozid in Rwanda miterlebt und nach der Promotion in Südafrika 2007 den Verein gegründet. Seit 14 Jahren ist er für Versöhnung tätig. Wir diskutierten, was ein Prozess der Versöhnung zwischen Opfern und Tätern für beide Seiten bedeutet, wie dieser gefördert werden kann und welche Prinzipien und Situationen es möglich machen, sich mit sich selbst und den Anderen zu versöhnen. Hier sein Bericht über die Vortragsreise in Deutschland.

Ausführlicher zum Beitrag von J. D. Basabose -> Nachdenken: Genozid

Adamu Mamo Kebede, Dichter aus Äthiopien/ Gernsheim mit Gedichten zum Thema „Heimat“. Adamu M. Kebede hat wegen politischer Verfolgung sein Heimatland Äthiopien verlassen und lebt seit 2014 in Deutschland. Bereits in Äthiopien hat er Gedichte verfasst und schreibt heute auf Deutsch. Eindrücklich versteht man, was es heißt, wenn man die Heimat verlassen muss, um zu überleben.

Hier ein Gedicht von Adamu:
Der Himmel des Landes, die Erde der Heimat (Adamu Mamo Kebede, 2016)
Ich genieße mein Leben mit den Müttern.
Ich genieße mein Leben mit den Vätern.
Ich genieße mein Leben mit den Jungen.
Das Glück kommt zu mir.
Ich habe mich hier in Deutschland wieder gefunden…

Der Himmel des Landes, die Erde der Heimat (Adamu Mamo Kebede, 2016)

Ich genieße mein Leben mit den Müttern.
Ich genieße mein Leben mit den Vätern.
Ich genieße mein Leben mit den Jungen.
Das Glück kommt zu mir.
Ich habe mich hier in Deutschland wieder gefunden.

Fragen nach dem Grund und meine AntwortenWarum bist du unserem Vaterland dankbar? Weil das Geld nicht vom Himmel regnet.

Warum bist du heute sehr glücklich? Wegen meiner Freiheit bin ich glücklich.

Warum bist du heute sprachlos? Ich habe so viel in meinem Herzen, aber ……

Aber was? Aber ich habe keine Worte.

Viele Deutsche sind offene Bücher für mich.
Wir sprechen über die Liebe. Wir sprechen über meine Zukunft.
Ich frage immer – sie antworten immer.
Ich habe ein lachendes Gesicht. – Die Deutschen haben warme Herzen.

Wenn ich mit Deutschen zusammen bin, ist die Zeit ganz kurz.
Warum? Weil ich die Sprache lernen kann.
Weil ich die Kultur kennen lernen kann.
Weil wir von einem besseren Morgen sprechen können.
Wenn man mit freundlichen Menschen lebt, ist die Zeit ganz kurz.

Gott sei Dank!
Deutschland ist mein Himmel.
Doch, doch: „Deutschland ist der Himmel“
Ich habe so viel gelernt. Ich habe mich hier in Deutschland wieder gefunden.
Ich bin nicht verrückt!
Deutsche lieben ihr Vaterland. Ich liebe meine Heimat.
Das ist wichtig, das ist richtig.
Man soll sein Vaterland lieben.

In meinem Vaterland sah ich so viel. Heute sehe ich ein neues Leben.
Es ist jetzt Nacht. Der Tag war wunderbar!
Die Mutterwelt ist schön, die Mutterwelt ist schmerzlos.
Die Mutterwelt gibt mir Kraft. Ich genieße mein Leben mit den Müttern.
Die Mutterwelt ist herrlich.
Meine Damen und Herren, glauben Sie mir, dass ich nicht verrückt bin!

Von den Augen der Mütter kann ich viele Sachen ablesen.
Ich kann vor den Augen der Mütter ohne Stimme sprechen.

Ich und die Deutschen,
ich und die deutschen Mütter für mich heute und auch morgen…
Ich lache mit den Müttern.
Ich möchte einen Text über sie schreiben:
„Ich finde sie alle toll!“

Meine Damen und Herren, wie dankbar ich bin , sagt mein Herz mit dem Text nicht genug.
Wie finde ich ein „liebes, großes, schönes Wort für Sie?“
Meine Damen und Herren, glauben Sie mir,dass sie wichtig in meinem Leben sind, die warmherzigen Menschen.
Und ich spreche über deren Liebe.
Deutschland ist der Himmel.
Gedankenfreiheit schwimmt wie der Fluss.
Die Sprache ist tief. Die Leute sind freundlich.
Ich lebe jetzt ohne Angst und voller Hoffnung.
Gestern war es dunkel. Heute ist es hell.
Morgen wird es hell wie heute sein, weil ich bei Ihnen bin.

Worte für Deutschland, Worte für die Menschen.
Ein lieber Text für die Mütter, große Worte für die Väter.
Meine Damen und Herren, ich bin Ihrem Vaterland dankbar.
Für den Vater der Kirche bin ich der Bruder,
für den Lehrer der Sprache bin ich der Student,
für die Mütter des Landes bin ich der Sohn,
für die Jungen dieser Heimat bin ich der Freund,
für die meisten im Land bin ich der Gast.

Glauben Sie mir, ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut,mit Gedanken und Gefühlen.
Ich liebe Deutschland!
Heute bin ich schmerzfrei.
In Zukunft möchte ich gesund bleiben.

Moderation: Mathias Krams, Luise Lehmann, Hildegard Schürings, Susanne Steuber

Seminar Mai 2017 Foto © G. Raabe

Am Ende des Seminars fassen wir die Diskussionsergebnisse unter folgenden Fragen zusammen:

  1. Wie können politische und humanitäre Arbeit vereinbart werden?
  2. Was können wir tun, um die Sitaution in afrikanischen Ländern zu verbessern?
  3. Was können wir aus der Geschichte lernen?

Wir bedanken uns bei den Teilnehmenden, Referierenden und Moderator*innen, den Gastgebern, Förderern und vielen ehrenamtlich Aktiven, die alle zum guten Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.

Zur Dokumentation des Seminars ->

Wie lebt man in Kamerun mit BOKO HARAM?

Colloquium e. V. & Imbuto e.V. & Fachschaften Friedens- und Konfliktforschung und Psychologie, Philipps-Universität Marburg
24. April 2017, Marburg
Im Rahmen der Reihe: „Ich möchte davon erzählen …“ mit Martine Danadam, Kamerun

Von 2014 bis 2017 gab es im Norden Kameruns etwa 450 Überfälle und 50 Selbstmordattentate mit 1.500 Toten, zahlreichen Verletzten und vielen Vertriebenen. Bis heute agiert die Terrorgruppe „Boko Haram“, d. h. „westliche Erziehung verboten!“ vom Norden Nigerias aus. Seit Jahren werden besonders Mädchen und Frauen entführt, die, wie UNICEF im April 2017 berichtet, vergewaltigt und als Sexsklavinnen verkauft werden. Bis 2017 waren durch Boko Haram in der Region Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad etwa 2,3 Mio. Personen vertrieben, davon ca. 1,3 Mio. Kinder.

Nachtrag, 23. Januar 2021:
Martine Danadam schreibt aus Mokolo, Extrême Nord: Es hat sich nichts geändert, Boko Haram ist weiterhin aktiv, die Menschen auf der Flucht, schlafen im Freien, Angst und Traurigkeit all überall.

Martine Danadam ist Beraterin des Frauenzentrums und Leiterin des „Centre de Formation de Jeunes Sainte Marthe (Jugendzentrum)“ in Mokolo im Norden Kameruns (eine Region etwas größer als Hessen). Sie berichtet, wie die Menschen mit der täglichen Bedrohung leben, wie Familien damit umgehen und, was ihre Hoffnungen sind. Hilde Diels, Solidaritätskomitee „Kansen voor jongeren in Mokolo“ in Herentals (Belgien), war in Kamerun eine Arbeitskollegin von Martine, die sie hier begleitet. Übersetzung deutsch/ französisch: H. Schürings

Die dreißig Gäste des Abends waren von Martine sehr beeindruckt, weil sie so offen über die äußerst schwierige Situation im sogenannten nördlichen Norden (Extrême Nord) berichtete. Besonders wurde angemerkt, dass die Religion nicht ein einziges Mal genannt wurde. „Ja“, sagte Martine, „die spielt keine Rolle, Boko Haram rekrutiert für seine Ziele Jugendliche jeglicher Religion. Ganz schlimm ist dies für die Familien und das Zusammenleben.“

Auf die Frage, ob sie die Region nicht verlassen wolle, sie sei doch auch gefährdet, stellt Martine fest: „Nein, niemals, das ist meine Heimat, dort bin ich geboren, dort ist meine Familie, die Nachbarn – wir teilen alles miteinander – in guten Zeiten wie in schlechten Zeiten.“

Auf der Suche nach einer neuen Heimat – Warum aus Eritrea und Somalia flüchten?

05. 12.2015 35112 Sichertshausen

Referenten: Dr. Aklilu Ghirmai, Frankfurt; Mohameddeq Ali Abdi, Marburg
Sprachen: Deutsch, Englisch, Tigrinya, Somali; Übersetzung in Deutsch/ Englisch: Sang-Min Park

Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen und haben kompetente Gesprächspartner aus Eritrea und Somalia eingeladen. Frauen aus Eritrea und Somalia bereiten das leckere Nationalgericht Injera vor und kredenzen Kaffee. Es wird ein Tag der Vielfalt (Deutsch, Englisch, Tigrinya, Somali …) und der Begegnungen sein.

Warum verlassen Menschen ihre Heimat Eritrea oder Somalia? Warum machen sie sich auf den gefährlichen Weg durch die Sahara, über das Mittelmeer oder den Landweg? Warum nehmen sie in Kauf, dass sie die Reise eventuell nicht überleben, und bezahlen viel Geld für die oft tödliche Reise? Aus Eritrea und Somalia am Horn von Afrika machen sich vor allem junge Menschen auf die Suche nach einer neuen Heimat. Was sind ihre Gründe, wie ist die Situation in ihrer Heimat? Welche Hoffnungen haben sie und ihre Familien? 

Zur Situation in Eritrea und Somalia …

Eritrea, einst eine osmanische, dann ägyptische, ab 1890 italienische Kolonie und ab 1941 unter britischer Verwaltung, wurde 1961 von Äthiopien annektiert. Eritrea hat einen dreißigjährigen Befreiungskampf geführt, der 1993 zur Unabhängigkeit von Äthiopien führte. Heute gilt Eritrea als ein offenes Gefängnis. Der Regierung werden schwerwiegende Verletzungen der Menschenrechte wie willkürliche Tötungen, Verhaftungen, verschwinden lassen, Folter und Ein­schränkungen der Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit vorge­worfen. Pro Monat fliehen seit vielen Jahren etwa 5.000 Personen aus Eritrea. Davon kamen 2015 insgesamt 8.800, besonders junge Männer nach Deutschland, die zu 100% als asylberechtigt anerkannt werden.

Somalia wurde 1960 von Italien unabhängig. Seit 1991 gilt es als zerfallener Staat, in dem sich verschiedene Clans und Milizen bekämpfen. Dazu kommen regelmäßig Hungersnöte. Im Norden bildeten sich die autonomen Staaten Somaliland und Pundtland. Im Süden gibt es seit 2012 eine neue Regierung, die noch sehr instabil ist. Eine Friedenstruppe der Afrikanischen Union soll die Sicherheit im Land garantieren. Es gibt zahlreiche militärische Auseinander­setzungen zwischen verschiedenen Gruppen. Zudem üben islamistische Milizen, die Al Shabaab, Terror in der Region aus und ermorden zahlreiche Personen. Sie rekrutieren insbesondere Jugendliche. 2013 haben sie ein Attentat auf das Westgate Einkaufszentrum in Nairobi, im Nachbarland Kenia, verübt, 2015 mehr als 150 Studierende der Universität Garissa in Kenia ermordet.

Heute sind eine Million Frauen, Männer und Kinder auf der Flucht und mehr als eine Million im Land Vertriebene. Allein im größten Flüchtlingslager der Welt in Kenia leben 350.000 Somali. 2014 beantragten 5.528 Somalier Asyl in Deutschland.
Vorträge und Gespräche in Deutsch, Tigrinya (Eritrea), Englisch und Somali.

Dr. Aklilu Ghirmai, freiberuflich als wissenschaftlicher Berater tätig, Sozial- und Flüchtlingsberater in der Eritreischen Katholischen Gemeinde Frankfurt am Main

Mohameddeq Ali Abdi, Betriebswirt, geboren in Somalia, er lebt seit November 2014 in Deutschland. 

Feedback der Gäste: 80 Teilnehmende, ca. 50% junge Menschen aus Eritrea, Äthiopien, Somalia, ca. 50% Ehrenamtliche, aus dem Vogelsbergkreis, Friedberg, Frankfurt, Biedenkopf, Rauschenberg, Marburg, Lohra, Fronhausen, Sichertshausen, Bellnhausen, Weimar, Roth …
Nach dem Vortrag von Dr. Ghirmai meldet sich ein junger Eritreer. Er berichtet über seinen Fluchtweg, die Verhaftung, die Erpressung seiner Eltern, für ihn Schutzgeld zu zahlen. Er beschreibt die erlittene Folter, wie im Vortrag dargestellt. Es ist schockierend – im Raum herrscht Stille, sein Bericht verschlägt einem die Sprache – einige Geflüchtete weinen.

Mir hat gut gefallen:

  • Sehr angenehme Atmosphäre, sehr bewegend und eindrücklich
  • Sehr gute Vorträge über historische, politische Gegebenheiten in Eritrea und Somalia und Fluchtgründe wie Fluchtwege; der spontane Bericht des jungen Mannes aus Eritrea hat sprachlos gemacht (Folter, Menschenhandel, Mittelmeer…), die Berichte waren ergreifend
  • Die Mischung aus Info, Essen und Miteinander, der Austausch in lockerer Atmosphäre
  • Die Interkulturalität, wirkliche Begegnungen, die Gäste setzten sich so, wie sie ankamen und nicht – wie sonst üblich – nach Gruppen
  • Die Vielsprachigkeit (Deutsch, Englisch, Tigrinya, Somali) – es war beeindruckend, dass alles in Tigrinya übersetzt wurde
  • Die „Flüchtlinge“ bekamen ein Gesicht, waren keine „Masse“ mehr, der Respekt vor ihnen;  die Höflichkeit der jungen Frauen und Männer, der Respekt und die Aufmerksamkeit gegenüber anderen „Da könnte sich mancher Deutsche etwas abschauen, schade, dass nicht mehr aus der Gemeinde da waren, hätte das negative Bild der Flüchtlinge, das in den Medien vermittelt wird, verändert“.
  • Das Essen Injera war hervorragend, sehr lecker, die Frauen und Männer aus Eritrea haben sich sehr gefreut, dass sie damit einen Beitrag leisten konnten
  • Die Offenheit, spontane Beiträge aus dem Publikum
  • Hohe Zufriedenheit unter den Teilnehmenden
  • Intensives positives Feedback an die Veranstalter*innen
  • Der Glückspfennig war ein schönes Geschenk
  • Wunsch, weitere Veranstaltungen durchzuführen

Wir haben unser Ziel zu 100% erreicht, Fazit: Ein besseres Verständnis der Fluchtursachen, der Fluchtwege und der aktuellen Situation der meist jungen Frauen und Männer, die eine neue Heimat suchen, wirkt positiv auf Einstellungen und Verhalten der Bevölkerung und führt zu einem guten Zusammenleben.

DANKE an alle – besonders an das Dorfgemeinschaftshaus und deren Verantwortliche, die uns als Gäste so gut empfangen haben!