Die Reise - August 2003

Die Reise – August 2003

Zu Besuch bei Dr. Jahn, Kigali


Zwei Bundesverdienstkreuze, der einzige Grimmepreisträger als aktiver Protagonist einer Dokumentation, seine zweite wohlgemerkt, eine kleine Berühmtheit also. Ist das Dr. Alfred Jahn? Ja, das ist Dr. Jahn, doch vor Allem ist er für zehn rwandische Waisenkinder ein Ersatzvater, weitere zwanzig Kinder kommen jeden Abend zum gemeinsamen Kochen und Essen. Er war zu Zeiten größter Not als Kinderchirurg in Vietnam tätig und operiert nun als Einziger seines Faches in Rwanda. Ein so netter und bescheidener Mann, wie man selbst gern einer sein möchte, das ist Dr. Alfred Jahn.
Als ich ihn im Botschaftsviertel in Kigali auf einem Empfang des Büros von Rheinland–Pfalz das erste Mal treffe, kommen wir schnell ins Gespräch und es scheint, als würde er Jungs wie mich lange kennen. Er erzählt von seinem Zuhause, seinem Alltag und von seinen Schützlingen. Nachdem wir eine Weile sprechen, lädt er mich mit meiner Gruppe zu einem großen Festschmaus ein. Lächelnd macht er uns den Vorschlag, dass wir uns um den Nachtisch, am besten Eiscreme, kümmern sollen.

Wir nehmen das Angebot an, und drei Tage später sitzt eine Gruppe von Imbuto im Taxi Richtung Nyamirambo, einem Viertel von Kigali. Wir sollen zur zweiten Moschee, irgendwo in der Nähe vom Stadion fahren. Dort sollen wir die Leute nach dem Muzungu (das Wort für »Weißer« in der nationalen Sprache Rwandas, Kinyarwanda) fragen. Nachdem wir recht spät ankommen, ist es leider schon zu spät, um mit ihnen zu essen. Dazu fällt gerade, als wir ankommen, der Strom aus, was alle dort Wohnenden jedoch nicht von einem herzlichen Empfang abhält. Und so lernen wir ein paar der Jungs kennen und freunden uns an, was bei dem Interesse, dass sie zeigen, nicht schwer ist, ohne die rwandische Schüchternheit zu vergessen. So stellen wir uns und Imbuto und sie und Herr Jahn sich vor. Wir reden eine Weile. Schneller, als ich möchte, vergeht die Zeit und wir müssen zurück ins Centre St. Paul. Da sich alle noch einmal sehen möchten, verabreden wir uns für den Montag, um zusammen zu kochen, zu tanzen und noch mehr zu erzählen.

Montagvormittag: Sang-Min, Jean Louis, Arne, Nancy, Pierrot und ich gehen die Zutaten für unsere Überraschungs-Nachspeise kaufen. Als wir pünktlich um 18:00h ankommen, laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Es wird Fisch, Kartoffeln und Erbsengemüse geben, worum sich Dr. Jahns Jugendliche kümmern. Damit auch die Pfannkuchen rechtzeitig fertig werden, stellen Arne und ich uns ohne große Umschweife in die Küche und beginnen mit dem Teig. Später stehen wir beide dann hinter dem Holzkohlenherd im Hinterhof und wenden fleißig einen Pfannekuchen nach dem anderen. Neben uns wird genauso fleißig der Fisch gekocht, denn am Ende sollen 40 hungrige Menschen davon satt werden.
Es hat niemals zuvor soviel Spaß gemacht zu kochen, dabei vom kalten Deutschland zu erzählen, von der rwandischen Schule zu hören und zu schwitzen. Irgendwann dann ist der letzte Pfannkuchen gebacken, alle Teller mit dem Hauptgang beladen – und es wird köstlich diniert. Als das Dessert dann fertig gestellt wird - wir füllen Eis in die Pfannkuchen und es kommt Erdbeersoße obendrauf - und wir dieses servieren, hallt der Raum vor lauter „Aaahhs“ und „Ooohhs“ wider, was uns Dank genug ist. Der Nachtisch ist schnell gegessen und die »Grande Surprise« tritt auf. Fünf der Jahnschen Jungs tanzen HipHop und beeindrucken durch ihr Rhythmusgefühl. Es werden viele Fotos gemacht und Adressen ausgetauscht.
Genauso herzlich, wie wir begrüßt wurden, verabschieden uns Herr Jahn (der mir übrigens am ersten Abend bereits das Du angeboten hat) und seine Jungs und begleiten uns bis zum Taxi, wie es sich für richtige rwandische Gastgeber gehört. Ein schöner Abend geht allzu schnell zu Ende.



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