Die Reise - August 2003

Die Reise – August 2003

Das Nationalmuseum von Rwanda in Butare
Musée National du Rwanda, Butare


Das Nationalmuseum von Rwanda befindet sich im Süden des Landes, in der Stadt Butare.
Zur Geschichte des Museums: Es wurde ursprünglich das »Königliche Versprechen« genannt, da sein Bau von Baudouin I, dem damaligen König von Belgien, finanziert wurde. Bis in die achtziger Jahre hinein befand sich das Museum im selben Gebäude wie das IRNS (Institut National de Recherche Scientifique, Nationales Institut für wissenschaftliche Forschung). Einige Objekte der Sammlung stammen aus dem königlichen Palast von Nyanza. Sie wurden dem Museum von der königlichen Familie geschenkt.

Der Neubau des Museums wurde 1989 eingeweiht. Heute befinden sich dort unterschiedliche Sammlungen, die viele Besucher anziehen. Diese Sammlungen enthalten Exponate, die historisch, ethnologisch, ethnographisch, künstlerisch und archäologisch Aufschluss über die Geschichte und Gegenwart Rwandas geben. Diese sind auf sieben Ausstellungsräume verteilt. Der Direktor des Museums selbst, Herr Célestin Kanimba Misago, führt uns durch die Sammlungen, erzählt uns die Geschichte des Museums und gibt uns interessante Erläuterungen zu den Objekten.

Im ersten Raum finden sich die Empfangstheke und ein Souvenirladen, in dem einige Produkte zeitgenössischen rwandischen Kunsthandwerks gezeigt und verkauft werden. Der zweite Raum zeigt Rwanda in seinem geologischen und geographischen Kontext anhand von Landkarten, graphischen Darstellungen des Reliefs, des Klimas, der Geologie, der Fauna, der Flora und der Demographie.
Der dritte und vierte Raum zeigen uns unterschiedliche ökonomische Aktivitäten des Landes. Die dort ausgestellten Werkzeuge vermitteln einen Eindruck von den traditionellen rwandischen Arbeitstechniken. Außerdem werden handwerkliche Produkte, zum Beispiel Korbwaren, Holzwaren und Keramik gezeigt.



Das berühmte Spiel »Igisoro«, das hohe mathematische Fähigkeiten voraussetzt – und trotzdem wurden in der Kolonialzeit und werden selbst bis heute die Menschen zu Analphabeten erklärt, die nicht rechnen und schreiben können.
Der fünfte Raum beeindruckt mich am meisten: Hier wird die traditionelle rwandische Architektur, die Lebensweise und die Organisation der traditionellen Gesellschaft dargestellt. Inmitten dieses Raumes befindet sich die Nachbildung eines königlichen Hauses in Originalgröße, dessen innere Einrichtung nach traditionellen Regeln gestaltet ist.
Der sechste Raum ist auch sehr interessant, da er uns einige Bilder traditioneller Kleidung zeigt, die hauptsächlich aus Tierfell und der Rinde eines Baumes hergestellt wurden, sowie traditionellen Schmuck. Zu sehen sind außerdem Fotos von Spiel und Sport aus den Anfängen der Kolonialzeit. Beeindruckend ist vor allem ein Bild aus dem Jahr 1908, das einen jungen Rwander im Sprung aus dem Stand über ein in 2.50 Meter Höhe gespanntes Seil zeigt. Diese Leistung wurde jedoch international nicht anerkannt und der Sportler zu den olympischen Spielen nicht eingeladen. Diese Form des Hochsprungs war ein traditioneller Wettbewerb zwischen jungen rwandischen Männern, der heute nicht mehr ausgeübt wird.



Im siebten Raum werden die Hauptlinien der Vorgeschichte von Rwanda, die Bedeutung der Familie, die Riten der Wahrsagerei, die religiösen Praktiken und die zeitgenössische Geschichte geschildert.
An das Museum sind Ausbildungsstätten angegliedert, in denen etwa achtzig Jugendliche einen Beruf erlernen. Das Zentrum betreibt außerdem Werkstätten für Korbwaren, die künstlerischer Ausdruck der rwandischen Geschichte sind. Dazu kommen eine Schmiede, eine Töpferei und die Herstellung von Postkarten mit Motiven aus Bananenblättern.
Wenn ich also das Museum in einem Satz definieren sollte, dann würde ich sagen, es ist ein zentrales Denkmal der rwandischen Kultur.

Am Ende des mehrstündigen Besuches wollen wir so viele Andenken wie möglich mitnehmen und so verfallen manche in einen richtigen Kaufrausch: positive Erinnerungen mit nach Europa nehmen, Geschenke einkaufen für diejenigen, die seit vielen Jahren nicht mehr in der Heimat waren.



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