Die Reise – August 2003
Offizielle Empfänge
Minister für Auswärtige Angelegenheiten und Internationale Zusammenarbeit
Ministre des Affaires Etrangères et de la Coopération Internationale
Der Minister für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit, Dr. Charles Murigande, hat uns für 17:00h eine Audienz gegeben. Er kommt gerade von einer
Wahlveranstaltung. Nach einer sehr freundlichen Begrüßung stellen wir uns und den Verein Imbuto e.V. wiederum in mehreren Sprachen vor.
Der Minister geht ausführlich auf den Ablauf des Völkermordes 1994 ein, er selbst war zu diesem Zeitpunkt in den Vereinigten Staaten von Amerika. 1994 wurde die rwandische
Gesellschaft vollkommen zerstört, Millionen Tote. Fast alle Rwander und Rwanderinnen sind geflüchtet, sei es innerhalb des Landes oder in die Nachbarländer. Der physische
und moralische Wiederaufbau Rwandas und der Gesellschaft war und ist immer noch eine große Herausforderung: Wie können die Menschen friedlich miteinander leben? Wie findet
man seinen inneren Frieden? Wie kann die Zukunft gestaltet werden? Rwanda hat bis heute schon viel erreicht. So ist z.B. die Sicherheitslage in Rwanda gewährleistet. Wirtschaftlich geht
es aufwärts. Vieles wurde rehabilitiert.
Nach diesen Ausführungen lädt der Minister uns ein, Fragen zu stellen. Und wir nehmen dies gerne wahr und fragen nach der Rolle der internationalen Gemeinschaft im Jahre 1994
und den heutigen Beziehungen zu anderen Staaten. Die internationale Gemeinschaft hat die rwandische Gesellschaft 1994 im Stich gelassen. Der Kommandeur der Blauhelm-Soldaten, die 1994
weitgehend aus Rwanda abgezogen wurden, der kanadische General Dallaire ist heute psychisch krank. Er hat es nicht ertragen, dass alle seine Hilferufe um Unterstützung von den
Vereinten Nationen unbeachtet blieben und er hilflos zusehen musste, wie viele Menschen massakriert wurden.
Die Beziehungen zu internationalen Geldgebern und besonders zur ehemaligen Kolonialmacht, erläutert der Minister, sind gut. Der belgische Premierminister Guy Verhofstadt wie auch
der belgische Außenminister Louis Michel haben sich für das Versagen Belgiens im Jahr 1994 mehrmals entschuldigt. Gute Beziehungen pflegt Rwanda weiterhin mit Deutschland,
das den Wiederaufbau sehr unterstützt hat, mit Großbritannien, den USA, Kanada, mit Südafrika, Äthiopien, Eritrea, Nigeria und vielen anderen Ländern. Rwanda
ist in der Afrikanischen Union hochgeschätzt, Präsident Paul Kagame wurde 2003 zu einem der Vize-Präsidenten der Union gewählt.
Zur Situation im Kongo erläutert der Außenminister die rwandische Position: Der Kongo stellt seit 1994 ein Sicherheitsproblem dar, da die ehemalige rwandische Armee wie auch die
Jugendmilizen (Interahamwe) in den Kongo geflüchtet sind. Von dort aus haben sie immer wieder versucht, nach Rwanda zu kommen und Terrorakte begangen.
Jetzt gibt es einen Friedensvertrag, und somit werde sich die Situation beruhigen.
Weiterhin geht der Minister auf den seit einigen Jahren schwelenden Konflikt mit dem Nachbarland Uganda ein, zu dem vorher ausgezeichnete Beziehungen bestanden. Uganda hatte die
Rwandische Befreiungsfront (Front Patriotique Rwandais – FPR) im Krieg (ab Oktober 1990) gegen die damalige rwandische Regierung umfassend unterstützt.
Der Minister erklärt auch, warum Rwanda 2003 die USA im Irakkrieg unterstützt hat.
Wir bedanken uns beim Minister für das sehr interessante und informationsreiche Gespräch und dass er uns soviel Zeit gewidmet hat. Der Außenminister wünscht
uns einen guten Aufenthalt in Rwanda und dass wir unsere Ziele erreichen mögen.
Die Website der Regierung: www.rwanda1.com
Am Abend sind wir vom Partnerland Rheinland–Pfalz zu einem Empfang geladen. Das Büro von Rheinland–Pfalz befindet sich im Stadtzentrum in einem historischen Gebäude aus
der deutschen Kolonialzeit. Hier treffen wir mehrere bekannte Personen und viele Deutsche, die in Rwanda leben. Es gibt viel zu erzählen, und die Gruppe »Frieda« aus Rheinland-Pfalz,
zurzeit zu Besuch in Rwanda, erheitert mit ihren frechen Liedern die Gäste.
Damit geht ein sehr ausgefüllter und erfahrungsreicher Tag zu Ende.
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