Die Reise - August 2003

Die Reise – August 2003

Kibuye – Jugendbegegnungen


Der kleine Ort Kibuye, Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz, am Kivusee dem Grenzsee zwischen Rwanda und der Demokratischen Republik Kongo gelegen, ist paradiesisch schön. Hier können wir alle Mühsal vergessen.
Wir wohnen im Zentrum Béthanie. Drei Tage verbringen wir dort gemeinsam mit einer Gruppe von elf Jugendlichen aus Kimisagara. So haben wir Zeit für intensiven Austausch.

Nach der Ankunft richten wir uns erstmal in unseren Zimmern mit Seeblick ein, speisen um 14.30h zu Mittag und ruhen uns aus.
Am Abend gibt es dann eine ausführliche, spielerische Vorstellungsrunde:
Wir bilden einen großen Kreis: „Unter Menschen gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wir alle haben etwas gemeinsam. Es gibt Eigenschaften, die man sieht und Eigenschaften, die man nicht sieht. Ich lade euch ein, den Anweisungen für die gegenseitige Vorstellung zu folgen. Diejenigen, die zur folgenden Gruppe gehören, gehen in den Kreis, sehen sich um, wer mit ihnen gemeinsam im Kreis ist und wer draußen ist.“ Und so geht das Spiel los:

Alle gehen in den Kreis, die
  • schon mal in Kibuye waren,
  • noch nicht in Kibuye waren,
  • die weiblich/männlich sind,
  • die in Rwanda und anschließend: in Deutschland, Uganda, Schweiz, Burundi, Belgien, anderswo geboren sind,
  • alle, die Menschen sind,
  • die kleiner als 1,70 m sind,
  • die größer als 1,70 m sind,
  • alle, deren Name mit A, dann B, C… bis Z anfängt,
  • die Kinyarwanda, dann Deutsch, Englisch, Französisch, Kiswahili, Italienisch, Schweizerdeutsch, Lingala, Spanisch – andere Sprachen sprechen….






Einige von uns schlagen weitere Gemeinsamkeiten vor, und so lernen wir uns mit unseren verschiedenen Facetten sehr schnell kennen. Anschließend überreicht die Imbuto-Gruppe im Paddler-Einheitslook die T-Shirts an die Jugendlichen von Kimisagara. Dies stärkt das Gefühl einer gemeinsamen Identität und der Zusammengehörigkeit. Die Gruppe von Kimisagara führt zu unserer Begrüßung lebhafte Tänze vor. Lange nach Mitternacht endet der Abend.

In den nächsten beiden Tagen verständigen wir uns über die gemeinsamen Ziele und Aktivitäten, die wir erreichen möchten. Zwischendurch legen wir regelmäßig Feedback-Runden ein und machen spielerische Übungen.

In Gruppen erarbeiten wir gemeinsame Ziele. Die wichtigsten sind:
  • Kennen lernen der verschiedenen Kulturen,
  • Vorurteile überwinden,
  • Über die deutsche Erfahrung mit dem Völkermord sprechen und wie dieser verarbeitet wurde,
  • Die Situation in Rwanda und in Deutschland kennen lernen,
  • Die Rwander nach Deutschland einladen.


Alle betonen, wie wichtig der Austausch zur Förderung der Verständigung ist, dass wir die Wahrnehmung für die Anderen schärfen, uns gegenseitig zuhören, über Ideen und Erfahrungen und die unterschiedlichen Lebensbedingungen, besonders auch nach 1994 sprechen.

Viele Aktivitäten werden vorgeschlagen, aber die Zeit reicht nicht aus, um alles zu verwirklichen. Das heißt, wir müssen noch einmal wiederkommen:
  • Über die aktuelle Situation in Rwanda sprechen,
  • Diskussion über die Agacaca–Verfahren,
  • Gemeinsam einen entspannten Nachmittag verbringen,
  • Verschiedene Stadtviertel von Kigali besuchen und am Abend in die Disco gehen,
  • Besuch der Handelsmesse in Kigali,
  • Einen sportlichen Tag in Kimisagara organisieren,
  • Mit Straßenkindern Fußball spielen, ihre Situation kennen lernen,
  • Vortrag über die Situation von Waisen, Aidswaisen und ein Waisenheim besuchen,
  • Über die Träume von jugendlichen Rwandern und Deutschen sprechen,
  • Sich über die Bildungssituation austauschen,
  • Eine Universität besuchen,
  • Das nationale Museum von Rwanda in Butare besichtigen,
  • Mit den Kindern von Kimisagara über ihre Vorstellungen von Zukunft sprechen,
  • Ein Fußballspiel für den Frieden in Kimisagara,
  • Einen schönen Abschlussabend in Kimisagara organisieren,
  • Eine Insel im Kivusee besuchen,
  • Den Markt von Kibuye besuchen,
  • Einen Tag in Kimisagara verbringen,
  • Eine lange Reise durch diese schöne Landschaft.




Die folgenden Vorschläge können wir während der drei Wochen nicht verwirklichen (aber dafür kommen andere Aktivitäten dazu, siehe Programm):
  • Vortrag über die Geschichte Rwandas und Deutschlands bezüglich des Genozids,
  • Vortrag über die Situation von Frauen und Mädchen in Rwanda,
  • Vortrag über Aids in Rwanda,
  • Das Mahnmal von Gisozi besuchen,
  • An einem Agacaca-Verfahren teilnehmen,
  • Den Akagera-Park besuchen,
  • Gisenyi und die Gorillas besuchen,
  • Den Urwald von Nyungwe besuchen,
  • Rwandische und moderne Tänze lernen,
  • Eine Modenschau organisieren,
  • Eine gemeinsame Wanderung auf den Berg Mont Kigali.


Es gibt regen Austausch über unsere individuellen Stärken und Schwächen, über unsere Erwartungen, Hoffnungen und Gefühle und abends Diskussionen über das Leben in Europa und in Rwanda. Besonders in Einzelgesprächen und kleinen Gruppen berichten immer wieder Jugendliche von ihren Erlebnissen im Jahre 1994. Dann ist es so, als stehe die Zeit still, als würde sich das Erlebte wiederholen. Darüber zu sprechen, ist für alle sehr, sehr wichtig, erleichtert und trägt zur Heilung bei.

Außerdem schwimmen wir, spielen Volleyball, machen Bootsfahrten auf dem Kivusee, besuchen den wunderschönen Markt und tanzen und diskutieren manche Nacht durch. Und bevor es wieder zurück nach Kigali geht, verknoten wir uns nochmals heftig.



Freitagmittag fahren wir wieder mit dem Vulcanoexpress nach Kigali, wo uns ein spannender Nachmittag erwartet.
Unterwegs halten wir am Wasserfall Urutare an. Wir gedenken der vielen Menschen, die 1994 hier heruntergestürzt wurden. Das schöne Rwanda hat viele schreckliche Seiten, die man nicht sofort sieht, wenn man sie nicht kennt.



Video Kibuye

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